Wie reagiert dein Pferd auf deine Angst
In Teil 2 der Serie über „Angst vor Kontrollverlust“ hast du ja folgendes schon erfahren: Das Pferd weiß nichts von deinen Erfahrungen, deinen Sorgen, dass du vielleicht ausfallen könntest. Es versteht nicht, dass das alles nichts mit ihm und der Situation zu tun hat, in der ihr gerade steckt. Die Pferde sind nur in der Gegenwart. Für sie gibt es keine Vergangenheit mit deinem schlimmen Erlebnis. Und keine Zukunft, in der VIELLEICHT etwas passieren könnte.
Umweltorientiert…
Man schaut sich um, fixiert die Umwelt, hört auf all das, was außen passiert. Die Konzentration leidet massiv. Und da die Pferde ganz fein wahrnehmen, was mit uns und unserer Energie los ist, nehmen sie das sofort auf. Unsere Aufmerksamkeit leitet die Energie. Unsere Aufmerksamkeit ist nicht bei uns selbst und unserem Pferd sondern eben auch umweltorientiert. Mit 1000%iger Sicherheit lenken wir die Aufmerksamkeit gezielt dahin, wo wir sich eben nicht haben wollen. Ins Außen. Selber nicht bei der Sache sein und das aber vom Pferd verlangen…… extrem schwierig. Nein. Eigentlich unmöglich!!
Körperreaktionen….
Für die Pferde gibt es nur das Hier und Jetzt. Dein Herzrasen, die flache, hektische Atmung und die Muskeln, die sich in dir immer mehr anspannen, so lange bist du völlig erstarrt bist, finden genau hier statt: im Hier und Jetzt. Sie signalisieren ihm Gefahr. Jetzt. Hier. Wann auch sonst. Es kennt ja nichts anderes. Und genau hier suchen sie sofort nach der Ursache für deine Alarmsignale. So wird der näherkommende Radfahrer, der Vogel, der auffliegt oder der Mitreiter in der Halle ganz schnell zum Feind.
Das Pferd reagiert
Wie reagiert ein Pferd, das sich nicht mehr sicher fühlt? Es versucht, sich selber den Überblick über die Situation zu bekommen. Denn es sorgt ja keiner sonst mehr für seine Sicherheit. Und so werden die Pferde umweltorientiert, schreckhaft, können sich nicht mehr konzentrieren und springen davon. Rennen Hals über Kopf oder buckeln. Kontrolle ade.
Es gibt natürlich auch Pferde, die sich nicht so von der Angst anstecken lassen. Die übernehmen aber auch die Verantwortung für sich. Ich habe da Pferde erlebt, die annähernd komplett entschieden haben, was gemacht wird. Ob sie vom Paddock geholt werden, oder nicht. Ob es im Gelände rechts oder links geht, oder ob der Mensch oben bleibt oder eben nicht. Diese Variante ist fast noch die unangenehmere. Denn viel zu sagen hat hier der Mensch nicht mehr und ist letztlich wirklich ausgeliefert.
Der Gedanke alleine…
Die Unsicherheit und die Zweifel wachsen immer mehr. Irgendwann traut man sich gar nichts mehr zu. Auch aus der Angst heraus, etwas falsch zu machen und dem Pferd zu schaden. Die Angst wird zum treuen Begleiter. Denn, auch wenn die Angst vor dem Reiten gerade gar nicht nötig wäre, weil man sicher und geborgen daheim auf dem Sofa sitzt, reicht oftmals schon ein kurzer Gedanke daran, reiten zu wollen und die Angst ist wieder da. In voller Lebensgröße. Grübelschleifen beschäftigen den ganzen Tag. Ein entspannter und erholsamer Schlaf ist oft auch nicht mehr möglich.