Deine Motivation am Pferd
Immer wieder treffe ich auf Menschen, die mit ihrer Motivation am Pferd kämpfen. Die sich einiges vorgenommen haben mit ihrem Pferd. Und sich dann in Nebensächlichkeiten verlieren oder sich durch Kleinigkeiten ausbremsen lassen. Und dann merken, dass sie keinen Schritt weitergekommen sind. Die Unzufriedenheit wächst. Und das nächste Mal ist es dann mit der Motivation noch schwieriger. Die Erfolgserlebnisse fehlen. Die Ursache sind 3 Fehler, die sich immer wieder einschleichen. Welche das sind und was du tun kannst, um sie zu vermeiden, darum geht es jetzt.
Fehler Nummer eins ist, sich kein klares Ziel zu setzen. Ein echtes, positiv formuliertes Ziel ist der größte und wirksamste Motivator überhaupt. Nimm dir doch mal, bevor du das nächse Mal in den Stall gehst, ein paar Minuten Zeit und überlege dir, was du heute erreichen möchtest. Achtung Stolperfalle: bitte beschäftige dich NICHT mit dem, was du NICHT möchtest. Das weißt du vermutlich eh viel besser. Stell dir nicht immer und immer wieder vor, wie du zitternd mit Schnappatmung vor deinem Pferd stehst und aufsteigen „musst“ weil du ins Gelände reiten möchtest.
Überlege dir einfach mal, was du stattdessen möchtest. Entspannt auf dem Pferd sitzen? Ein ruhig stehendes Pferd erleben? Gelassen losreiten? Oder eine gelungene Schlangenlinie oder Traversale, denn heute steht etwas Dressurtraining an. Werde dir auch in den kleinen und kleinsten täglichen Dingen klar darüber, was genau das Endergebnis für dich und dein Pferd sein soll. Holst du es heute völlig gechillt vom Paddock oder führst es „einfach so“ auf die Koppel? Wichtig ist es, dass dein Ziel durch und durch positiv formuliert ist. Streiche alles Negative weg.
Wenn du herausgefunden hast, was du willst, dann stelle dir vor, wie es ist, das schon erreicht zu haben. Versetze dich hinein. Führe dein Pferd in deiner Vorstellung völlig gelassen auf die Koppel, steige ruhig und sicher auf, oder reite eine gelungene Schlangenlinie. Fühle, wie es ist, das so zu erleben. Positive Gefühle sind mit der größte Aktivator, den es gibt. Also aktiviere sie auch.
Und wenn du dein Ziel erreicht hast, dann nimm dir ein neues vor. Du wirst sehen, so stellen sich nach und nach kleine Erfolgserlebnisse ein. Und die möchtest du natürlich wiederholen und schwupps…. Da ist sie deine Motivation. Weil du das wirklich und auch in echt willst!!
Fehler Nummer 2 Ignoriere mögliche Hindernisse und sie bremsen dich aus! Es ist eine völlig normale Reaktion, dass man auf Probleme, die auftauchen könnten, nicht so gerne schaut. So im Sinne von….Die Hoffnung, dass sie gar nicht erst auftauchen, oder dass sie sich in Luft auflösen stirbt zum Schluss. Das kennen wir ja alle.
Das Problem ist dabei, dass man dann, wenn sie doch vor einem stehen, nicht gerüstet ist. Deshalb macht es auch hier Sinn, dass du dir vorher mal überlegst, was könnte dir denn da so begegnen. Also, wenn eine deiner größten Herausforderungen ist, wenn andere Reiter mit dir auf dem Platz sind, dann gibt es natürlich die Möglichkeit, dann da zu reiten, wenn keiner da ist. Soweit die Theorie. Wir wissen aber ja alle, dass die Realität oftmals eine völlig andere ist. Wenn du dir also Mittwoch nachmittags vorgenommen hast, schön entspannt auf dem Platz zu reiten, weil da nie jemand da ist, dann solltest du dir auch einen Plan B überlegen, wie du reagierst, wenn das eben nicht der Fall ist. Denn, wie der Teufel es will, sind dann doch liebe Mitreiter da und dein ganzer schöner Plan ist beim Teufel. Schockschwere Not, absteigen, Pferd wegstellen und Frust schieben. Eine Möglichkeit. Nicht unbedingt die beste für dich.
Wenn du dir aber vorher überlegt hast, dass du im Schritt ja weniger Probleme hast und dir einen kleinen Trainingsplan mit abwechslungsreichen Übungen im Schritt zurecht gelegt hast, dann kommst du recht schnell aus der ersten Starre und dem ersten Ärger wieder heraus, wenn du siehst, dass der Platz doch belagert ist. Und wenn du dir dann noch die Möglichkeit mit eingepackt hast, dass du deine „Mitreiter“ bitten kannst, dir für ein paar Minuten den Hufschlag zu überlassen, dann kannst du vielleicht sogar noch eine Runde traben und galoppieren. Du bleibst in Bewegung, hast Alternativen und kannst was tun.
Der Effekt? Du machst eben keinen Rückzieher, was immer großen Frust bedeutet und gar nicht gut für deine Motivation ist. Du tust trotzdem etwas und steigst mit einem guten Erfolgserlebnis und einem guten Gefühl wieder ab. Und da haben wir sie wieder, unsere kleinen Motivatoren: Erfolgserlebnis und gutes Gefühl. Das willst du wiederhaben. Die Motivation ist erwacht.
Fehler Nummer 3 Zu große Erwartungen an dich und dein Pferd. Du willst dein Ziel möglichst schnell und möglichst perfekt erreichen. Das ist gut nachzuvollziehen. Und du machst vermutlich noch nicht einmal den ersten Schritt, weil der Berg, vor dem du stehst, einfach zu riesig ist. Du glaubst dir selber nicht, dass du das schaffst und fängst gar nicht erst an. Was hilft? Mach´s kleiner. Viel kleiner.
Dein Ziel ist, endlich entspannt und alleine mit deinem Pferd ins Gelände zu gehen? Schönes Ziel. Wenn du aber schon beim Gedanken daran aufsteigen zu müssen Schnappatmung bekommst, dann wird das nichts. Du steigst gar nicht erst auf. Deshalb macht es momentan keinen Sinn, sich auf dieses Ziel zu fixieren. Das darf als „Überschrift ruhig bestehen bleiben. Der Mount Everest ist auch nicht in einem Tag und völlig ohne Vorbereitung besteigbar.
Wie also kannst du sinnvoll da rangehen, ohne dass dir deine Motivation sofort die Zunge rausstreckt? Ganz einfach: Mach´s kleiner. Viel kleiner. Zur Not ganz klein. Überlege dir ganz einfach, was ein erster ganz kleiner Schritt in Richtung dieses Zieles sein kann. Setze dir also ein kleines Zwischenziel, auf das du dich dann konzentrierst. Zum Beispiel: Heute steige ich gelassen und in Ruhe auf. Und du bereitest dich entsprechend vor. Du achtest auf eine Atmung und machst deine Übungen dazu. Beim Putzen konzentrierst du dich darauf, dass du in der Ruheatmung bleibst und dich und dein Pferd damit herunterfährst. Du sattelst und führst es raus. Immer wieder mit der Aufmerksamkeit auf deine Atmung und der Ruhe, die sie dir und deinem Pferd bringt. Und dann steigst du im passenden Moment auf. Bleibst kurz in Ruhe sitzen, spürst das, wie es sich anfühlt, da so in Ruhe zu sitzen und ein ruhiges Pferd unter sich zu haben und steigst wieder ab. Mehr nicht!!
Das übst du so lange, bis das reibungslos klappt. Und dann baust du das Stück für Stück aus. Nächse Stufe: Anreiten in Ruhe, sofort wieder anhalten, kurz sitzenbleiben absteigen. Dann reitest du 10 Meter, als nächstes Ziel sind dann die 15 Meter dran und so weiter. Das sind kleinste Schritte, die auch machbar sind und damit kannst du sie gehen, Da braucht Geduld. Ja. Und du wirst damit viel schneller vorankommen, als wenn du verzweifelt und ohne Motivation vor deinem Mount Everest verhungerst.
Was passiert? Eigentlich fast schon zu langweilig: Du fährst Stück für Stück kleine und kleinste Erfolge ein. Und das Erleben dieser Erfolge aktiviert wieder deine guten Gefühle dazu. Das alles willst du wiederhaben. Und Schwupps, da ist sie deine Motivation. Da lugt sie doch um die Ecke und möchte sich dir anschließen.