Die Angst vor Kontrollverlust Teil 6 – Welcher Reaktionstyp ist dein Pferd?

Nicht alles ist Angst

Um etwas mehr Klarheit darüber zu bekommen, was und warum bei deinem Pferd so los ist, kann es wichtig sein, dass du dir mal bewusst machst, welcher Reaktionstyp dein Pferd ist. Die reagieren nämlich durchaus unterschiedlich auf die Ängste des Menschen. Und wenn man das besser einschätzen kann, dann bekommt man auch leichter Ideen, wo anzusetzen ist.

Welche Reaktionstypen gibt es also

Es gibt verschiedene Typen von Pferden, die natürlich unterschiedlich mit der Situation und deiner Unsicherheit umgehen. Was mit dir los ist, weiß dein Emotions-Seismograph sowieso und oftmals viel besser als du selber. Ich habe hier mal drei verschiedene beschrieben:

1. Der Coole

„Der Coole“ ist in seiner Persönlichkeit gefestigt. Er bleibt unbeirrbar stehen und kann durchaus Sicherheit vermitteln. Er lässt sich auch dann nicht erschüttern, wenn du komplett in der Angstschleife gefangen bist. Weder „Kopfkino“ noch „Weiche Knie“ bringen ihn aus der Ruhe. Wenn du aber in deinem automatisierten Angstprogramm gefangen bist, dann kommt das nicht unbedingt an dich heran. Vom Kopf her weißt du zwar, dass da gerade gar nichts passiert. Das nützt dir aber nichts. Die Angst steigt trotzdem hoch. Du traust dir schon längst nicht mehr zu, Situationen souverän im Griff zu haben und damit kannst du deinem Pferd auch nicht vertrauen. Das Schöne am Coolen ist, dass er natürlich trotzdem einigermaßen für Ruhe und ein bisschen Sicherheit sorgt.

Worauf man sich hier allerdings nicht verlassen sollte, ist, dass das für immer so bleibt. Wenn du nachhaltig an deiner Angst und deinem Stress nichts änderst, kann es durchaus sein, dass dein cooler Begleiter sich irgendwann doch davon beeindrucken lässt und eben nicht mehr so gelassen und ruhig bleibt. Da ist es wichtig, rechtzeitig gegen zu steuern und deine eigene Ruhe zu aktivieren.

2. Das Hysterische

Ich nenne das jetzt einfach mal so. Das „Hysterische“ ist in seiner Persönlichkeit nicht gefestigt und geht mit in die Angst. Sie sind eher nicht in der Lage, Verantwortung zu übernehmen und für Sicherheit zu sorgen. So ein Pferd bräuchte eigentlich einen sicheren, souveränen Partner, an den es sich anschließen kann. Die Verantwortung eben übergeben darf. Gut für dich, um selbst Vertrauen und Sicherheit zu bekommen ist das wohl eher nicht, ihr schaukelt euch im Zweifelsfall gegenseitig hoch. Aufsteigen und Reiten wird damit zu einer immer größeren Herausforderung. Dein Pferd lässt sich von deiner Angst sozusagen anstecken.

Diese Pferde brauchen tatsächlich einen „Sicherheitsanker“. Jemanden, der ihnen sozusagen garantiert, dass sie bei ihm gut aufgehoben sind. Hier führt der Weg über dein Selbstvertrauen, denn nur, wenn du dir selber vertraust, wirst du auch deinem Pferd genau diese Sicherheit geben können. Dann wird es auch sprichwörtlich durchschnaufen und sich dir vertrauensvoll anschließen. Der Weg mit diesen Pferden scheint zunächst der anstrengendste zu sein. Hinter ihm verbirgt sich aber auch das größte Entwicklungspotenzial für dich. Wenn du das hinbekommst, dann wirft dich so schnell nichts mehr um.

3. Das Sensible

Die sensiblen Exemplare übernehmen nicht unbeding deine Angst. Sie halten nur den Druck nicht aus, der von dir ausgeht, wenn du wieder Angst hast. Wie wir inzwischen ja wissen, kommt deine innere Befindlichkeit direkt bei deinem Pferd an. Druck ist aber nicht wirklich angenehm. Das weisst du sicherlich aus eigener Erfahrung. Dir hat bestimmt auch schonmal jemand Druck gemacht. War das schön für dich? Vermutlich nicht.

Jedes Pferd ist natürlich sensibel. Das wissen wir wohl alle. Es gibt aber Exemplare, die noch sensibler sind als sowieso schon. Wissen wir auch alle. Und wenn die Verbindung zum Pferd sehr eng ist, dann kann es leicht sein, dass in dem Moment, in dem bei dir die Angst, der Stress und damit der innere Druck hochkommt, dein Pferd genau davor flüchten will. All das kommt ungefiltert bei ihm an und es kann damit aber nicht gut umgehen. Es hat also nicht wirklich Angst, so wie du, es will nur eben dem Druck entkommen, der von dir ausgeht. Das ist ein großer Unterschied und natürlich auch sehr interessant herauszufinden. Der Lösungsansatz ist hier anders, als wenn dein Pferd selber ein Angstkandidat ist.

Diese Pferde beruhigen sich relativ schnell, wenn du in der Lage bist, deinen inneren Zustand zu ändern. Und da gibt es ja einige Möglichkeiten, wie du das relativ schnell erreichst.

Und? Welcher Typ ist dein Pferd?

Erzähl mir gerne, wie dein Pferd reagiert und ich gebe dir eine Einschätzung: Schreibe mir einfach 🙂