Was ist das eigentlich – diese Angst, die Kontrolle zu verlieren?
Nahezu jeder Angstreiter kennt sie. Die Angst vor Kontrollverlust. Hierbei geht es nicht darum, dass man befürchtet, man hat sich nicht mehr im Griff und behandelt deswegen das Pferd ungerecht oder zu hart. Diese Variante gibt es nämlich auch.
Hier geht es darum, dass man Angst davor hat, eine Situation, in die man mit dem Pferd gerät, nicht mehr händeln zu können und es zu den schlimmsten Konsequenzen kommt. Schließlich ist man ja nicht nur von sich und den eigenen Fähigkeiten abhängig, sondern eben auch von den Reaktionen des Pferdes. Und spätestens da wird es schwierig mit der Sicherheit, die man ja braucht, um die Angst loszuwerden. Letztlich weiß ich ja nie, wie das Pferd in der nächsten Sekunde vielleicht reagiert. Und ob ich damit ganz schnell in Wohnungsnot komme.
Wie entsteht sie, diese Angst
Entstanden ist diese Angst oft durch ein schlimmes Erlebnis: Das Pferd geht unkontrolliert und unbremsbar durch. Rennt kopflos auf die nächste Straße zu. Der einzige Ausweg: Abspringen. Bei Vollspeed. Oder das Pferd buckelt zu allem Überfluss noch und „verliert“ seinen Reiter. Egal welche Variante, die Folgen sind oft sehr gravierend. Krankenhaus, Brüche, im schlimmsten Fall mit bleibenden Folgen. Diese erlebte Hilflosigkeit, die Handlungsunfähigkeit, das ausgeliefert Sein und die tatsächliche Angst um´s Leben….. das hat Wirkung. Dieses Trauma prägt ab sofort die meisten, die das erlebt haben.
Aber auch, wenn die Situation ohne Sturz und Unfall ausgegangen ist, jemand anderem ausgeliefert zu sein ist mit das Schlimmste, was ein Mensch erleben kann…… nie wieder.
Oder man wird einfach älter, der Sicherheitsgedanke fängt an zu überwiegen, weil die Verantwortungen, die man im Leben hat ja mehr werden…. Was ist, wenn man ausfällt. Der Kredit, wie kann der dann bezahlt werden? Der Arbeitsplatz, an dem man fehlt, eine Partnerschaft, die erhalten werden möchte. Für Frauen ist es auch ein sehr großer Einschnitt, wenn Kinder da sind. Wer kümmert sich um sie, wenn die Mama ausfällt. Und das vielleicht sogar für immer.
Die Konsequenzen dieser Angst
Welche Konsequenzen hat das, wenn diese Angst plötzlich oder auch schleichend mit auf das Pferd steigt?
Du kennst das vermutlich: Oft fängt es mit einem mulmigen Gefühl im Bauch an. Das wiederum entsteht in dem Moment, in dem du nur daran denkst, dass du es heute mal wieder wagen und dich auf dein Pferd setzen könntest. Da bist du noch gar nicht beim Pferd, oft noch nicht mal im Stall.
Dieses mulmige Gefühl wird immer mehr, je näher du dem Reiten kommst. Das Kopfkino ist hier vielleicht schon aktiv, du malst dir in den schönsten Bildern aus, was alles passieren WIRD, wenn du erstmal oben bist. So richtig schön in 3D und in voller Farbe. Und…. Es gibt ja nur eine Möglichkeit….. es wird definitiv dieses Mal das Allerschlimmste passieren.
Der Teufelskreis
So, und jetzt bist du drin, im Teufelskreis deiner Angst. Dein Gedanke löst eine Flut von Gefühlen aus. Angst eben, auch Ärger, dass es wieder so ist, Zweifel überfluten dich, du weißt schlussendlich, dass du es nicht schaffst. Dein Selbstvertrauen ist hinüber. Das wiederum sorgt dafür, dass du noch mehr Angst bekommt, du drehst dich immer schneller in diesem Kreis. Deine Gedanken rasen, dein Körper ist Alarm pur.
Du bist voll im Stress- und Alarmmodus. Und was ist mit deinem Pferd?
Darüber geht es in Teil 2 dieser Serie